Kronprinzenstraße
aus: Renovieren 1-2/2000
Fotos: Peter Inselmann
City-Oase
Die Erweckung einer Stadtvilla aus dem Dornröschenschlaf: Mitten in der Düsseldorfer City gewiss kein einfaches Unterfangen – vor allem, wenn neben dem Zustand des Gebäudes auch das Umfeld zu wünschen übrig lässt.
Die Erwerber des verwahrlosten 2000-Quadratmeter Grundstücks hatten von Anfang an das Ziel einer behutsamen Aufwertung des Quartiers – kein Flächen-Kahlschlag, sondern Schaffung von hochwertigem Wohnraum im Bestand. Die Lagerflächen mussten geräumt werden, die Anbauten mussten weg – das Haus sollte wieder in seiner ursprünglichen Pracht glänzen. Einziges Problem: Die finanzielle Tragfähigkeit des Projekts. Kann sich eine Restaurationsmaßnahme lohnen, wenn sogar die Schaffung der gleichen Wohnfläche per Neubau günstiger wäre? Heute wissen die Eigentümer: Sie hat sich gelohnt! Doch ohne eine entscheidende Wendung der (Stadt-)Geschichte wäre der Erfolg fraglich gewesen. Auch andere Investoren hatten nämlich die brach liegenden citynahen Flächen entdeckt und in unmittelbarer Nähe eine runde Milliarde Mark zur Neubebauung des Düsseldorfer Hafens locker gemacht: Rheinturm, Medienzentrum, Landtag, Gehry-Bau...
Rund 6000 bestens bezahlte Arbeitsplätze wurden geschaffen – und damit auch eine Klientel in die Innenstadt gebracht, für die eine anspruchsvoll sanierte Gründerzeit-Villa genau das richtige Domizil darstellt.
Angesichts des finanziellen Aufwands und der Fülle der Aufgaben musste die Sanierung in mehreren Schritten angegangen werden.
Innenstadt-Renaissance
Zunächst wurde aufgeräumt: Die nicht direkt zur Villa gehörende Bausubstanz musste abgerissen, die Durchfahrt zu einer Autowerkstatt verlegt werden. Hierzu wurde die vor dem Haus liegende Garagenfront zu einer schalldicht abgeschlossenen „Tunnel“-Einfahrt umgebaut. Der zweite Schritt befasste sich mit den Konservierungsarbeiten an der Villa selbst als Basis des späteren Umbaus. Hierzu zählten das Entfernen aller Anbauten, die Dachabdichtung, die komplette Erneuerung aller Versorgungsleitungen bis zum Haus sowie das Freigraben und die neue Abdichtung der Kellerwände.
Beim eigentlichen Um- und Ausbau sollten die historischen Vorgaben weitestgehend beibehalten und zeitgleich zeitgemäß komfortabler Wohnraum geschaffen werden. Die Grundrisse wurden etwas geöffnet und damit den heutigen Wohnbedürfnissen angepasst. Außen waren ein Balkon und zwei Dachgauben bauliche Ergänzungen, die dem Ausbau des Dachgeschosses zum vollwertigen Wohnraum dienten. Auch die beideb darunter liegenden Wohnungen erhielten Balkone – allerdings als rückseitgen Abschluss des Gartens. Ihre transparente Stahlkonstruktion wirkt gegenüber der gewachsenen Bausubstanz keinesfalls als Fremdkörper. Über eine Spindeltreppe sind diese beiden Wohnungen auf kurzem Weg mit dem Garten verbunden. Da zu einer Villa nun mal ein Garten gehört, galt der Gestaltung der Außenanlagen ein besonderes Augenmerk – keine leichte Aufgabe in der dicht bebauten und versiegelten City. Mit Bodendeckern, Sträuchern und Rankgewächsen wurden grüne Inseln geschaffen,die nach und nach auch die Begrenzungsmauern von Garten, Naturstein gepflastertem Parkplatz und Hofeinfahrt eroberten. Sitzgelegenheiten wurden ebenso integriert wie ein kleiner Goldfischteich. Große Buchsbäume schützen zum Parkplatz hin vor neugierigen Blicken. Für diese Wärme liebenden Pflanzen ist das milde Innenstadt-Klima wie geschaffen. Entstanden ist eine kleine grüne City-Oase für Bewohner mit Gemeinschaftssinn. Moderne Menschen – moderne Technik: Die installierte Regenwasser-Nutzungsanlage soll zum Schluss ebenso wenig unerwähnt bleiben wie die Allergiker freundliche zentrale Staubsauganlage.